LJEM - Ein paar Partien

: By Finn Petersen

Die LJEM ist seit ein paar Tagen vorbei, aber für alle die die Meisterschaft noch einmal Revue passieren lassen wollen, können sich hier nochmal ein paar Partien von Magnus, Keyvan, Peter und Levi anschauen! Viel Spaß dabei.

[Event "LJEM U18MK"] [Site "Neumünster"] [Date "2019.04.11"] [Round "5"] [White "Ahlers, Knut"] [Black "Arndt, Magnus"] [Result "0-1"] [ECO "C90"] [WhiteElo "1905"] [BlackElo "2157"] [Annotator "Magnus Arndt"] [PlyCount "82"] {In der fünften Runde spielte ich gegen Knut Ahlers aus Bargteheide. Aufgrund der Turniersituation - ich führte gemeinsam mit Artur Hovhannisyan mit 3,5/4 - und meines deutlichen DWZ-Vorteils wollte ich die Partie sehr gerne gewinnen. Allerdings hatte mich meine letzte Partie gegen Knut vorgewarnt, als ich bei der LJEM 2017 gegen ihn sehr riskant spielte, in einer schlechteren Stellung landete und letztendlich fast ein ausgeglichenes Endspiel durch übertriebene Gewinnversuche verlor. Auch in diesem Turnier sollte Knut für einen Favoritensturz sorgen, in der 6. Runde gewann er gegen Artur.} 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bc4 Nf6 4. d3 {Weiß vermeidet die schärferen Varianten nach 4. Sg5} Be7 {Lc5 mit Ãœbergang in die Italienische Eröffnung ist auch möglich} 5. Nbd2 {Eventuell etwas verfrüht} O-O 6. O-O d6 {Da e5 jetzt gedeckt ist, droht Schwarz mit Sa5 das Läuferpaar zu erobern} 7. c3 Na5 8. Bb5 a6 9. Ba4 b5 10. Bc2 c5 {Es ist eine Stellung entstanden, die der Spanischen Eröffnung sehr ähnlich ist. Allerdings muss Weiß ein zusätzliches Tempo aufwenden, um d4 zu spielen, sodass Schwarz etwas weniger Probleme haben sollte.} 11. a4 {ein typischer Zug} (11. Re1 {Bis hierher wurde die Stellung noch sehr häufig gespielt, sowohl in meinen eigenen Partien als auch auf Großmeisterniveau. In den allermeisten Partien folgte aber dieser Turmzug.}) 11... Bd7 {Die erste Stelle in der Partie, an der ich nachdenken musste. Ich entschied mich dafür, den Läufer nach d7 zu stellen, sodass er weiterhin das Feld f5 kontrolliert, eventuell ein Schlagen auf a4 unterstützt und nach d4-d5 von Weiß nicht auf die Bauernkette im Zentrum beißt.} (11... Bb7 {wäre wohl auch möglich, aber aktuell ist der e4 gut gedeckt und nach späterem d4 kann immer d5 folgen, wonach der Läufer wieder nichts tut.}) (11... Be6) 12. Re1 {Weiß spielt die traditionellen Pläne in diesem Stellungstyp herunter: a4, den Springer über f1 nach g3 bringen, eventuell d4 oder h3 mit der Idee Sf3-h2-g4, ...} Re8 { Mein Ziel war eine Aufstellung mit g6 und Lg7, um anschließend z.B. mit Sc6, Dc7 und möglicherweise d5 oder mit Spiel am Damenflügel fortzusetzen.} 13. Nf1 h6 (13... Bf8 14. Bg5 {ist etwas unangenehm}) 14. h3 {meiner Meinung nach ein Zeitverlust - während es sinnvoll war, Lg5 von Weiß zu verhindern, bringt Lg4 nichts ein} (14. Ne3 {Diese leichte Abwandlung der Springerroute hatte ich erwartet, da der Springer auch nach d5 gehen kann.} Bf8 15. Nd5 (15. h3) {und Schwarz muss etwas aufpassen, z.B.} 15... Nc6 $2 ({besser ist beispielsweise} 15... Nxd5 16. exd5 {[%csl Ra5][%cal Ra5c6,Gc2h7]} b4) 16. axb5 axb5 (16... Nxd5 $4 17. bxc6) 17. Rxa8 Qxa8 18. Nc7) 14... Bf8 {Tatsächlich gibt es bis hier noch sehr namhafte Vorbilder.} 15. d4 {Natürlich auch ein sinnvoller Zug, aber ich hatte immernoch eher mit Se3 gerechnet.} (15. Ne3 Nc6 (15... b4) 16. Nd5 $6 {durch das Mehrtempo (Weiß hat h3 gespielt) hat Schwarz nun mehr Optionen, z.B.} (16. Bb3) 16... Nxd5 17. exd5 Ne7 {[%csl Rd5]}) 15... Qc7 {cxd4 wäre wohl auch eine Option} 16. d5 {Weiß schließt das Zentrum und nimmt Schwarz damit die Möglichkeit, die c-Linie zu öffnen, dafür hebt er aber auch die Spannung auf und lässt Schwarz am Damenflügel fast ungestört.} c4 {[%cal Rb2b4] Weiß hat bereits a4 gespielt, sodass er nicht mehr gut zu b4 oder b3 kommt. Also sichert sich Schwarz mit diesem Zug etwas Raum und wichtige Felder für den Springer (insbesondere c5).} 17. Ne3 $6 {Bis hierher haben beide Spieler sinnvolle und natürliche Züge gemacht, die größtenteils auch großmeisterlichen Vorbildern oder der Computerempfehlung folgten. Dieser harmlos aussehende Zug ist allerdings eine Ungenauigkeit, da er die Deckung des Bauern auf e4 durch den Turm auf e1 unterbricht und damit die folgende Aktion von Schwarz erlaubt. Die bisher ausgeglichene Stellung mit höchstens minimal besseren Chancen für Weiß wird nun deutlich angenehmer für Schwarz.} Nb3 {An diesem Zug überlegte ich recht lange, da er - sollte etwas nicht funktionieren - relativ riskant ist. Schwarz möchte seinen Springer nach c5 bringen. Sollte Weiß einfach den angegriffenen Turm ziehen, hat Schwarz entweder einfach ein Tempo im Vergleich zur Variante mit Sb7 gewonnen oder er kann eventuell sogar auf a4 schlagen, um neben dem Bauerngewinn auch die b-Linie zu öffnen. Deswegen hielt ich die Partiefortsetzung auch für die kritische.} (17... Nb7 {[%cal Gb7c5] wäre der etwas ruhigere Weg gewesen, nutzt aber auch die Ungenauigkeit von Weiß nicht aus.}) 18. Bxb3 {Der kritische Test, aber wenn Weiß nichts erreicht, steht er nun langfristig schlechter: Schwarz hat das Läuferpaar, wird den e4 schlagen und danach einen Zentrumsbauern mehr sowie einen starken Springer auf c5 haben, der Bauer auf b3 ist für Weiß sehr nervig (unter anderem kontrolliert er das Einbruchsfeld a2), ...} (18. Ra2 bxa4 $5 (18... Nc5)) 18... cxb3 {[%csl Re4] [%cal Gf6e4]} 19. axb5 $6 {Weiß muss eine Entscheidung zwischen mehreren unangenehmen Möglichkeiten treffen und wählt eine verlockende, aber nicht überzeugende. Der gewonnene Bauer in dieser Variante wird nicht lange zu halten sein, während die Ã–ffnung der a-Linie nur Schwarz helfen wird.} (19. Qxb3 $6 Nxe4 {[%cal Ge4c5]}) (19. Qd3 $6 bxa4) (19. Nf5 {Meine Engine zieht es vor, den Bauern auf e4 zu behalten. Zu diesem Zweck soll der Springer von e3 ziehen, ab besten nach f5. Den Bauern a4 opfert die Engine und sieht gewisse Kompensation für Weiß, schätzt die Stellung allerdings als leicht vorteilhaft für Schwarz ein. Da dies aber keine leichte Entscheidung ist, habe ich im Nachhinein an dieser Stelle bereits recht viel erreicht, da mein nach Rating schlechterer Gegner einige Probleme lösen muss und daran letztlich scheitert.} bxa4 20. Nh2) 19... Nxe4 {der einzige Zug} (19... axb5 $2 20. Rxa8 Rxa8 {[%csl Rb3,Rb5] der Bauer auf b3 wird höchstwahrscheinlich ersatzlos fallen, wonach Schwarz einfach schlechter steht} 21. Nd2) (19... Bxb5 $2 20. Nd2 {ist auch nicht besser}) 20. bxa6 (20. Rxa6 Rxa6 21. bxa6 Nc5 {war vielleicht ein etwas besserer Versuch, da Schwarz in dieser Variante etwas mehr Aufwand betreiben muss, um den a6 zurückzuerobern.}) 20... Nc5 {[%csl Gc5][%cal Gc5b3,Gc5a6] Der Springer ist auf seinem Wunschfeld angelangt und schützt auch den wichtigen Bauern auf b3. Weiß kann den a-Bauern nicht lange halten und muss sich damit abfinden, dass er den Kampf auf dem Damenflügel verloren hat.} 21. Nh4 {[%csl Rb2,Gb3,Gf5][%cal Ga8a1,Ge3f5,Gh4f5] Der menschlich sinnvollste und von mir erwartete Zug: Da Weiß weder den a6 halten noch den b3 erobern kann, verschwendet er keine Zeit mehr auf dem Damenflügel sondern versucht, mit einem Springer auf f5 sein Heil im Königsangriff zu suchen. Die Engine ist allerdings nicht sehr begeistert, da der Königsangriff objektiv nicht sehr weit kommen sollte. Die Alternativen sind allerdings auch nicht sehr verlockend, da Schwarz den a6 früher oder später erobern wird und Weiß zur Verteidigung zwingen.} (21. Nd2 Reb8 {[%csl Rc1,Rd2]} 22. Ra3 Qc8 { [%cal Ga8a6]}) (21. Bd2 Reb8 {[%cal Gc5a6,Ga8a6]}) (21. Qe2 Reb8 {[%cal Gd7b5]} ) 21... Nxa6 (21... g6 $2 {[%cal Gg6f5]} 22. Ng4 {[%cal Gg4h6,Gg4f6]}) 22. Nef5 {[%cal Gc1h6] öffnet die Läuferdiagonale und ermöglicht Te3} (22. Qxb3 $4 Nc5 {[%cal Gc5b3,Ga8a1]}) 22... Nc5 {Hier musste ich sicher gehen, dass der weiße Angriff nicht durchschlägt. Da aber noch keine konkreten Drohungen vorhanden sind, wollte ich den Springer wieder etwas näher ans Geschehen bringen und durch die Besetzung der a-Linie etwas Gegenspiel ermöglichen. Tatsächlich ist dieser - zum Glück sehr natürliche - Zug auch der einzige, der zu schwarzem Vorteil führt.} (22... Qd8) 23. Rxa8 Rxa8 {[%cal Ga8a1]} 24. Re3 $2 {Der weiße Angriff schlägt nicht durch, weshalb dieser sehr verpflichtende Zug objektiv nicht gut ist.} (24. Qg4 $2 {[%csl Rh6]} Kh8 (24... Kh7 $5)) (24. Qh5 $2 Ra1) (24. Bxh6 gxh6 25. Qg4+ (25. Qh5) 25... Kh8 26. Re3 Qd8 27. Rg3 Qg5 28. Qf3 Ra1+ 29. Kh2 Qc1 $19 {oder ähnliche Varianten rechnete ich - natürlich nicht fehlerfrei, aber ohne größere Einsteller - während der Partie.}) (24. Be3 {wäre eine Idee, um vor dem Start der Attacke eine Fesselung mit Ta1 (wie in der Partie geschehen) zu vermeiden. Auch hier steht Schwarz besser, aber die Partie geht weiter.}) 24... g6 {Schwarz nutzt die Gelegenheit, da der Turm gerade den Läufer versperrt, um sich mit g6 und Kh7 aufzubauen. Danach sollten keine Opfer auf g7 oder h6 mehr möglich sein, während g6 im Zweifelsfall leicht zu decken sein sollte.} (24... Ra1 {um für den Fall, dass die Dame zieht, den Läufer zu gewinnen, wäre auch gut möglich.}) 25. Qg4 $6 Kh7 (25... Bxf5 26. Nxf5 Ra1 {würde auch hier (ohne Kh7 und Tg3) funktionieren}) 26. Rg3 $6 {Auch wenn die letzten weißen Züge objektiv nicht die besten sind, sind sie praktisch wohl noch am ehesten geeignet, um den Angriff aufrecht zu erhalten.} Bxf5 {Hier konnte ich schon den Gewinn sehen. Zunächst wird ein Angreifer eliminiert ...} (26... Ra1 27. Nxg6 {sah unnötig riskant aus und ist tatsächlich schon Matt in 4.}) (26... gxf5 $4 27. Qg8#) 27. Nxf5 Qd7 $6 {... dann wird durch die Drohung Dxf5 ein Springerzug und damit der Damentausch erzwungen ... (objektiv nicht das Stärkste, aber der Damentausch vereinfacht die Stellung noch weiter)} (27... gxf5 $4 28. Qg8#) (27... Ra1 {gewinnt ebenfalls einfach}) 28. Nxh6 (28. Rf3 { vermeidet den Damentausch, aber z.B.} gxf5 {gewinnt einfach}) 28... Qxg4 29. Nxg4 (29. Rxg4 {hxg4 läuft analog} Bxh6 30. Rh4 Ra1 31. Rxh6+ Kg7 {[%csl Rc1]} ) 29... Ra1 {... und schließlich gewinnt die Fesselung eine Figur. In den nächsten Zügen muss Schwarz noch einige kleinere Fallen umgehen, aber danach ist die Stellung mit der Mehrfigur klar gewonnen.} 30. Nf6+ Kh8 (30... Kg7 31. Ne8+ Kg8 (31... Kh8 {gibt Weiß unnötigerweise eine zusätzliche Idee, nämlich} 32. Rg4 Rxc1+ 33. Kh2 -- $4 (33... Be7 $19) 34. Rh4+ Kg8 35. Nf6+ Kg7 36. Ne8+ $11) 32. Nf6+ {und nun sollte Schwarz doch noch Kh8 spielen}) 31. Rg4 Rxc1+ 32. Kh2 Be7 33. Rh4+ Kg7 34. Ne8+ Kg8 {und Weiß gehen die Schachs aus.} (34... Kf8 $4 35. Rh8# {wäre zwar ein hübsches Matt, aber dennoch nicht erstrebenswert.}) 35. Rb4 {Die Stellung ist klar für Schwarz gewonnen, Weiß sucht noch letzte Gegenchancen.} f6 $6 {Gibt dem König für den Fall von Tb8 das Feld f7 - objektiv vielleicht nicht der stärkste Zug, aber diese Details sind hier schon unbedeutend.} 36. Rb6 Rc2 37. Nxd6 Bxd6 38. Rxd6 Rxb2 39. Rc6 Na4 40. Rc8+ Kf7 41. c4 Rd2 {Der Bauer b3 wird den Turm kosten und damit die Partie entscheiden, da die Freibauern mühelos aufgehalten werden. Folgerichtig entschied sich Weiß, hier aufzugeben.} 0-1

[Event "LJEM U12"] [Site "Neumünster"] [Date "2019.04.14"] [Round "11"] [White "Quint, Christopher"] [Black "Woltmann, Peters"] [Result "0-1"] [ECO "C01"] [WhiteElo "1061"] [BlackElo "1471"] [Annotator "Peter Woltmann"] [PlyCount "60"] 1. e4 e6 2. Nf3 d5 3. exd5 exd5 4. d4 Nf6 5. Nc3 Bf5 (5... Bd6 $11 {ist überlegen}) 6. Bg5 {C01: Französische Verteidigung (Abtauschvariante)} (6. Bd3 Bxd3 7. Qxd3 c6 8. O-O Be7 9. Bg5 O-O 10. Rae1 Nbd7 11. Ne5 h6 12. Bh4 Re8 13. h3 Nxe5 14. dxe5 Nd7 15. Bxe7 Qxe7 16. f4 Qh4 17. Kh2 Nc5 {1-0 (30) Carranza,I (1961)-Allen,A (1766) Managua 2019}) 6... Be7 7. h3 Nc6 8. Bb5 {Die Stellung ist ausgeglichen.} O-O ({Vorgänger:} 8... h6 9. Bh4 Qd6 10. a3 O-O 11. O-O a6 12. Ba4 Rfe8 13. Ne5 b5 14. Nxc6 Qxc6 15. Bb3 Rad8 16. Re1 Qd6 17. Re5 Be6 18. Qf3 c6 19. Rae1 Rd7 20. Bg3 {1-0 (20) Tokarcik,P (1361)-Antos,M (1364) Liptovsky Mikulas 2017}) 9. O-O Ne4 10. Nxe4 (10. Bxc6 {hält die Spannung aufrecht.} bxc6 11. Bxe7 Qxe7 12. Re1 Qb4 13. Nxe4 Bxe4 14. Ne5) 10... Bxe4 11. Bxe7 Nxe7 12. Bd3 Bxd3 13. Qxd3 Ng6 14. Nh2 c6 15. c3 Nf4 16. Qf3 Ng6 17. Qd3 Rc8 18. Rad1 Qd6 19. Nf3 Nf4 20. Qc2 Qf6 21. Nh2 (21. Kh2 $11) 21... Qg5 $17 22. f3 $2 (22. g3 $17) 22... Rfe8 23. Rd2 Nxh3+ 24. Kh1 Nf4 25. Rg1 { und die Idee g3 ließe Weiss weiter hoffen.} Qg3 {-> Und weiter mit ...Te6 wäre nett. Schwarz hat starken Angriff.} 26. Qd1 $2 (26. Qf5 $17) 26... Re6 { Schwarz setzt Matt} 27. Rf1 Rh6 28. Kg1 Rxh2 29. Rff2 Nh3+ 30. Kf1 Re8 0-1

02. Mai 2019